Hier kommen in den nächsten Tagen viele interessante Informationen über die Entwicklung der NVA Uniform beginnend bei den ersten der KVP der frühen Fünfziger Jahre bis zu den letzten Entwicklungen der späten Achtziger Jahre.
Beginnen wir mit der Gründung der Kasernierten Volkspolizei am 1. Juli 1952. Anfangs verwendete die KVP Uniformen in Schnitt und Farbgebung welche an die Sowjetunion angelehnt waren. Vor 1952 waren die Uniformen der Hauptverwaltung Ausbildung, des Vorläufers der KVP, dunkelblau, danach Khaki.
Die KVP erreichte im Juni 1953 eine Stärke von 90.000 Mann. Ab dem 1. März 1956 war die Umwandlung in die Nationale Volksarmee abgeschlossen. Ab diesem Tag trugen die Angehörigen die neue steingraue NVA Uniform.
An dieser Stelle möchte Ich mich mit einem oft zitierten Gerücht beschäftigen, und zwar das die Uniformen der NVA direkt von der Wehrmacht übernommen worden sind. Teilweise sollen sogar angeblich alte Blusen aufgetragen worden sein, bei denen nur der Brustadler entfernt wurde. Oft hört man auch das Argument, nur ökonomische Gründe hätten zur Einführung dieser neuen alten Uniform geführt. Die erneute Produktion dieser Uniform sei für die DDR günstiger gewesen, wie ein komplett neuer Uniformtyp, so wie in der BRD geschehen.
Ein wie ich finde interessantes Paradoxon ist, das die Armee, welche zum Großteil aus Wehrmacht gedientem Personal bestand, sich völlig neu kleidete. Und die andere deutsche Armee, die den Bruch noch deutlicher herausstellen wollte, zog ein fast unverändertes Kleid an.
Aber warum dies alles? Zu dem ökonomischen Punkt ist zu sagen, diesen kann man als widerlegt betrachten. Die Hauptverwaltung Ausbildung bekam völlig neue dunkelblaue Uniformen im sowjetischen Schnitt, nach der Umwandlung khakifarbene in ebenfalls sowjetischem Schnitt. Und dies für 90.000 Mann! Als die Umwandlung in die NVA feststand, musste man für eben dieses Personal neue Uniformen herstellen, dies dazu noch in sehr kurzer zeit!
Die Bundeswehr wurde 1955 gegründet, also circa ein Jahr vor Gründung der NVA. Demzufolge wusste man in der DDR also, wie die Uniform der Bundeswehr aussieht. Da diese kein besonders schönes Kleid verpasst bekam, konnte man die Chance in der DDR nutzen und eine nationale Uniform einführen. Das die NVA Uniform weitaus schöner war, dürften die meisten bestätigen. Für die Regierung der DDR war dies ein nicht unwesentlicher Punkt zur Gewinnung von Freiwilligen und eine Möglichkeit die eigene staatliche Souveränität zu beweisen.
Bei den Effekten der NVA Uniform passte man sich an das sowjetische Muster der Sterne an, zumindest bei den Offizieren und später auch bei den Fähnrichen. Während zuerst bei den HVA und KVP Uniformen das sowjetische Vorbild offensichtlich war, änderte sich dies bei der steingrauen Uniform hin wieder zu einem nationaleren Kleid.
Ich habe schon öfters gelesen, das alte Jacken der Wehrmacht (ohne Brustadler natürlich!) in den ersten Jahren aufgetragen worden sein sollen. Natürlich lässt sich dies nicht 100% ausschließen, es ist aber sehr unwahrscheinlich. Dies aus folgenden Gründen: Man hätte wegen dem schwarzen Kragen nur die M36 Uniform der Wehrmacht verwenden können. Von diesem Vorkriegstyp haben nicht allzu viele den Krieg überstanden. Die Farbe passte auch nicht, da diese grünlicher war wie der Farbton der NVA. Ein entfernen des Brustadlers hinterlässt eindeutige Spuren im Stoff die man nicht mehr wegbekommt.
Diese Verwechslung beruht meiner Meinung nach auf den bei der NVA zuerst verwendeten Dienstuniformen. Diese waren identisch geschnitten wie die M36 der Wehrmacht, das heißt Koppelhaken waren vorhanden, ebenso konnten die Ärmel mit Knöpfen geöffnet werden.
Diesen Typ Uniform gab es nur wenige Jahre, er wurde bis Anfang der 1960er Jahre abgeschafft. Zudem trugen diese Jacken nur Mannschaften und Unteroffiziere, und nur zum täglichen Dienst. Für Ausgang und Parade trugen diese Dienstgrade von Anfang an die Jacken im Schnitt wie für Offiziere. Nur Stoff und Effekten waren anders gearbeitet.
Aufgrund dieser Ähnlichkeit beruhen vermutlich diese Verwechslungen. Allerdings lässt sich ein Auftragen von alten M36 Dienstuniformen nicht gänzlich ausschließen. Fraglich ist nur warum bis heute kein Sammler eine solche Jacke gezeigt hat, allein schon die Stempel in den M36 Jacken waren anders wie später in der NVA.
Veränderungen der sechziger Jahre
Mit dem Befehl Nr. 51/61 des Ministers für Nationale Verteidigung der DDR vom 9. August 1961 fielen die speziellen Waffenfarben der verschiedenen Waffengattungen weg. Ab diesem Zeitpunkt gab es nur noch die einheitliche weiße Paspelierung. Die Waffenfarben blieben nur noch an den Effekten der Uniform sichtbar. Allerdings wurden aus ökonomischen Gründen die alten bunten Uniformteile bis 1964 aufgetragen.
Ab Juni 1960 kam ein neues Bekleidungsstück, das sich schnell großer Beliebtheit erfreute, die Uniformhemdbluse. Zunächst nur für Generale und Admirale, wurde der Kreis der Trageberechtigten schon bald auf Offiziere und Fähnriche, zuletzt auch auf die Berufsunteroffiziere erweitert.
Ab 1961 kam auch der Steingraue Watteanzug in die Truppe.
Ein Auftragen alter Wehrmachtsuniformen hat es in der KVP und der NVA (per Befehl) nie gegeben. Möglich wäre das Einschwärzen von Lagerbeständen gewesen für Arbeiten an der Technik (Parktag-Bekleidung).
Die NVA war bekanntlich eine Partei-Armee der SED. Diese Partei stieß in der Sowjetischen Besatzungszone (formal 1945-1949, real 1945-1955) von Gründung an auf den politischen Widerstand großer Teile der Bevölkerung. Dadurch mußte die Freiwilligen-Armee (1956-1961) der NVA wenigstens ein national-deutsches Ansehen bekommen.
Zurückgreifen konnte Moskau dabei auf die Erfahrungen mit dem “Nationalkomitee Freies Deutschland” (NKFD) während des Zweiten Weltkrieges in der Sowjetunion. Diese (politisch übergelaufenen) Wehrmachtsangehörigen durften ihre Wehrmachtsuniform mit Dienstgrad und allen Auszeichnungen weiterhin tragen. Die Zugehörigkeit zum NKFD wurde lediglich durch eine schwarz-weiß-rote (!) Armbinde hervorgehoben.
Jeder Außenstehende hätte wohl dort eine rote Armbinde erwartet. Das der Kommunismus russischer Prägung zu den Deutschen nie passen würde, hatte schon Stalin in den 1920er Jahren erkannt.
Hier wurde nun 1956 angesetzt und die attraktive Wehrmachtsuniform (mit Vereinfachungen und Angleichungen an den neuen Bündnispartner) in neuem steingrauem Grundton wieder eingeführt.
In den westlichen Besatzungszonen und in der späteren BRD dagegen wurde das Tragen von wehrmachtsähnlichen Uniformen zu öffentlichen Anlässen verboten! Lediglich die erworbenen Wehrmachts-Auszeichnungen durften (ohne Hakenkreuz) weiterhin getragen werden.
Sehr informativ
nun es ist schon treffend ,das die nva ihre eigene graue uniform trug.die land und luftstreitkräte der nva hatten aber teilweise von der Wehrmacht Dienstgrade und abzeichen übernommen,wie Schulterstücke und kragenplatten. auch die Waffenfarben sind identisch mit dem des heeres der Wehrmacht. völlig anders beabzeichen i der DDR marine. hier stößt der Sammler zu 50 % auf abzeichen der reichs und Kriegsmarine. see-maschinen-verwaltungs-sanitäts sowie küsten und musikerlaufbahnen. allerdings trugen Matrosen und maate damals keine Schulterstücke. die maatenanker am kulanie sind aus Metall gestanzt gewesen,wie bei der km. das gleiche ,an den Tellermützen der Mannschaften maate. die seepolizei ,seestreitkäfte und Volksmarine in kirchenbuchschrift. trotzalledem trug die nva gt-der DDR eine schöne uniform,die gut ausgesehen hat. trug der Soldat eine für ihm zu große uniform,lag das an einem Hauptfeldwebel der es nicht sogenommen hat,was in der nva unvorstellbar gewesen ist.
Guten Morgen. Mein Opa ist vor kurzem gestorben mit dem Geburtsjahr 1937. Ich habe nun ein paar Fotos etc. archiviert und frage mich ob mein Opa in der KVP bzw. NVA tätig war. Wäre es möglich Ihnen ca. 3 Fotos zu schicken und Sie könnten vielleicht begutachten ob jene Uniform aus jener Zeit stammt? Grüße, Francis
Soweit mir bekannt ist, ging der Grundschnitt der Uniform (Wehrmacht und NVA) auf die Bekleidung der Bürgerwehren der bürgerlichen Revolution von 1848 zurück. Die Entscheidung für diesen Schnitt sollte auch deutlich machen, dass es sich bei der NVA um eine deutsche Armee handelt, die in dieser Tradition steht . . . und nicht, wie bei der Bundeswehr mit der Anlehnung an amerikanische Militärschnitte, um eine Vasallenarmee (sorry -> Originalsprech).
Ich muss hier widersprechen – selten solch eine Mischung aus “Information”, subjektiver Selbstbetrachtung / Eigenmeinung und Tatsachen gelesen.
Die DDR-Uniform, die Form der Kragenspiegel, die Form der Kokarde, die Schnitte der Uniformen waren KEINE Muster sowjetischer Schnitte. Zumindest und das weiß ich relativ sicher, die Uniformen der Landstreitkräfte der DDR.
Einzig die KVP als Vorläufer der später zu gründenden NVA trug Uniformen, die an sowjetische Modellschnitte angelehnt waren. Später hat man dann, ab Gründung der NVA “Wert” gelegt auf eine eigene, deutsche militärische “Tradition” (ich verweise auf Blücher, von Clausewitz, usw.) und sich zur Identifikation an Uniformmodellen deutschen Ursprungs orientiert. Zusätzlich dazu glaubte man damals an die zweckmäßigeren Schnitte und wollte zumindest auch die Armee der DDR als eine unabhängig von der UdSSR bestehende Volksarmee angesehen wissen.
Dieses ergab dann am Ende die heute immer wieder festzustellende Ähnlichkeit im Schnitt – leicht abgeändert und modifiziert, aber durchaus mit Wiedererkennungswert – zwischen Uniformen der deutschen Wehrmacht und Uniformen der DDR-NVA.
Ich zb. habe im Zeitraum 05.85 bis 10.86 gedient, Panzerbataillon innerhalb eines Mot.-Schützenregiments.
Unsere Aufklärer zB. hatten die Wahl zwischen der bekannten “Ein-Strich-kein-Strich”-Felddienstuniform und der von früher wenig bzw. nur geringfügig veränderte Flecktarn-FDU, wie sie bereits die Wehrmacht genutzt hat.
Arbeitsuniformen waren Schwarzkombis (Ganzkörper-Ovralls), für die Panzertruppen, grau gabs zB. für die Kombis Infanterie- und Artillerietruppen usw. – nur so als Widerspruchsbeispiel zu oben Geschriebenem.
Weiterhin wurden die Waffenfarben bis Ende der DDR nicht allumfänglich abgeschafft, wie oben zu lesen. Eigenständige Truppenteile in Regimentsstärke behielten ihre jeweilige Waffenfarben, erkennbar an den Umrandungen der Schulterstücke – nur Einheiten innerhalb Regimentern wie zB. Panzerbataillone (früher rosa) innerhalb Mot.-Schützen-Regimentern (weiß) trugen die Waffenfarben des jeweiligen Regiments “weiß”. Die war die einzige Änderung zum Thema Waffenfarben.
Die Form der Schulterstücke wurde ebenfalls nicht den sowjetischen Modellen angepasst, sondern wurde in der Anordnung und Gestaltung nur geringfügig verändert,. glatt-gestreift und geflochten wurden nur neu zugeordnet, da diverse vorherige ehemalige deutsche Militärdienstgrade wegfielen bzw. durch andere Bezeichnungen ersetzt wurden.
Obwohl diese Website eigentlich recht informativ ist, wünsche ich mir als gelegentlicher Leser etwas mehr und gründlichere Recherche. Danke!
Die Entscheidung für die traditionelle deutschen Uniformen soll nach Aussage des langjährigen Minister für Nationale Verteidigun, Armeegeneral H. Hoffmann, folgende Episode eine Rolle gespielt haben: Aus Anlaß der Unterzeichnung des Warschauer Vertrages sei er im Mai 1955 in seiner damaligen Dienststellung als Chef der KVP in dieser khakifarbenen, dem Beispiel der Sowjetarmee nachempfundenen Uniform in Warschau gewesen. Nach der offiziellen Begrüßung habe ihn M. Bulganin, Vorsitzender des Ministerrates der UdSSR und zuvor Minister für Verteidigung, zur Seite genommen und mißbilligend gesagt: ” Ihr seid doch Deutsche! Warum tragt ihr nicht deutsche Uniformen?”